Die Objekte von Maren Maiwald
Maiwalds Arbeiten präsentieren sich als - möglicherweise - lebendige Lebenwesen. Sie sind aus Fell, haben Hörner, Zähne, Geweihe, Röhren und Schläuche, die durch sie durchführen und vielleicht der Versorgung dienen mögen. Die Formen sind faltig, sackartig, organisch. Die Halte- rungen und Verankerungen an der Wand sind unsichtbar, so als würden diese Objektwesen sich selbst an der Wand festhalten können. Nie ist man sich sicher, dass sie sich nicht gleich bewegen werden. Vielleicht schnappen die Zähne zu oder Flüssigkeiten beginnen durch die gefäß- artigen Schläuche zu pulsieren.
Die Arbeiten finden ihren Ursprung oft in einem Spiel. Die Form ist das Wesentliche der Objekte. Das Material soll seinen Zweck erfüllen und die gewünschte Form annehmen. Symmetrie und Ästhetik spielen eine bedeutende Rolle.
Im Laufe des Arbeitsprozesses wird die Auseinandersetzung zu einem Ringen mit dem Objekt und die Geburt des neuen Wesens oft zu einer mühsamen.
Maiwald arbeitet intuitiv, das meint, sie verwertet Dinge, die sie erlebt hat, die sie beeindruckt haben: Horrorfilme, Märchen, die Feingliedrigkeit von Insektenkörpern oder die Faszination der Zahlenmystik zum Beispiel.
|
Obwohl die Arbeiten einer Phantasiewelt zu entspringen scheinen, haben sie einen starken Bezug zur Realität, das heißt, zur Vita der Künstlerin. Die einzelnen Objekte stellen verschiedene Entwicklungsphasen in Maiwalds Leben dar. Bei ihrer Entstehung im Kopf ist schon mit dabei, was sie mit den Betrachtern machen sollen: Die Objektwesen wollen die BetrachterInnen verführen, aus der Reserve locken, neugierig machen. Nicht jedoch sollen sie schockie- ren - lebendig sind sie vielleicht, das ja. Für diese Neugier wird man auch gleich bestraft: mit unleserlichen Texten oder unheimlichen, vagen Gebilden - ähnlich einer Situation in der man jemandem zu Nahe tritt, darauf aufmerksam gemacht und dann beschämt auf sich selbst zurückgeworfen wird und wünscht, man wäre nicht so weit gegangen. Diese zwiespältigen Gefühle durchschweben den Raum, wie ein kaum wahrnehmbarer, jedoch eindeutig vorhandener Geruch, den man nicht zuzuordnen vermag und der die Objekte umweht.
Aber nicht nur zu den Betrachtern sprechen die Objekt- wesen, sondern auch zu Maren Maiwald selbst. In ihnen ist sie bestrebt, etwas außergewöhnlich Schönes zu schaffen. Sie sehnt sich darin nach Ausgewogenheit, Harmonie, Ruhe und Perfektion. Zugleich misst sie ihre Kraft an und mit ihnen. Es sind archaische Symbole, die ihr Macht verleihen oder sie schützen sollen. Sie erzeugen nicht nur Angst, sondern helfen auch, sie zu überwinden und der Neugier zu folgen. Letztendlich sind es Apparate, die ihr dazu dienen, sich und alle anderen zu verändern.
|